Der Ortsverein gedenkt eines ganz besonderen, ehemaligen Mitglieds der SPD Ebsdorfergrund:
Michael Kranixfeld, der am 2. September 2022 im Alter von 76 Jahren verstorben ist.
Michael Kranixfeld kam mit seiner Herkunftsfamilie im Alter von sechs Monaten als Heimatvertriebener aus Wolfs/Ungarn nach Leidenhofen, wo er aufwuchs; ab 1967 lebte er in Hachborn. Dort wurde sein politisches Interesse geweckt und 1968 trat er in die SPD ein. Sein politisches Engagement wuchs rasch und galt zunächst besonders der SPD Hachborn und der damals noch selbständige Gemeinde Hachborn. Die SPD Hachborn führt in ihrer Chronik zum 100-jährigen Jubiläum aus, dass durch ihn „eine konstant dynamisch wachsende Erneuerung der sozialdemokratischen Arbeit im Ortsverein von innen“ erfolgte. 1969 initiierte Michael Kranixfeld die Gründung eines Juso-Ortsvereins und 1975 gründete er die Juso- und SPD-Arbeitsgemeinschaft Ebsdorfergrund. Dies verhalf der SPD im Ebsdorfergrund zu einem vereinten starken Auftreten und politischer Gestaltungskraft. Seine überaus kluge und aktive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit kam der SPD und ihren kommunalpolitischen Aktivitäten zugute. Die Stärkung des ländlichen Raumes auf der Basis sozialdemokratischer Grundwerte war Michael Kranixfeld eine Herzensangelegenheit. So forderte er insbesondere eine Wohnwertverbesserung für die Menschen in ländlichen Siedlungen zu einer Zeit, als anderen eher noch eine „Ortsbildkosmetik“ ausreichte. Chancengleichheit durch gleichen Zugang zu Bildung für alle, auch im ländlichen Raum, hatten für ihn von Beginn an einen hohen Stellenwert. Den öffentlichen Nahverkehr sah er als eine soziale Aufgabe. Dies führte zu zahlreichen Anträgen auf Gemeinde- und Kreisebene. Für diese Ziele setzte er sich als „gewiefter Taktiker“ auch auf landes- und bundespolitischer Ebene in seiner Partei, der SPD, ein. Zudem war Michael Kranixfeld als Autor in Fachzeitschriften, als Referent in der politischen Bildungsarbeit und als Dozent in der Aus- und Fortbildung tätig. Dies kam immer auch der politischen Arbeit im heimischen Ebsdorfergrund zugute, die er gemeinsam etwa mit Gotthard Merkel und Hans Sohl leidenschaftlich betrieb und die die Basis seines Engagements war.
Michael Kranixfeld war ab 1968 zunächst Schriftführer, dann Gemeindevertreter und SPD-Fraktionsvorsitzender in der Gemeindevertretung Hachborn; ab 1972 bis Ende 1983 dann ebenfalls Gemeindevertreter und SPD-Fraktionsvorsitzender der Gemeindevertretung Ebsdorfergrund. Er ist als einer der wesentlichen Motoren zur Bildung der Gemeinde Ebsdorfergrund anzusehen. Zusätzlich war er von 1972 bis 1981 Kreistagsmitglied; ab 1974 als stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender. Im selben Zeitraum war er Mitglied der Regionalen Planungsgemeinschaft Mittelhessen. Als Parteiämter sind aufzuführen: 1970-1983: stellvertr. SPD-Ortsvereinsvorsitzender und von 1974-1983 SPD-Unterkreisvorsitzender Marburg-Land und stellvertretender SPD-Unterbezirksvorsitzender. Zahlreiche weitere Ehrenämter ergänzten dieses Engagement. 1983 erhielt er von der Gemeinde Ebsdorfergrund für seine langjährige kommunale Tätigkeit die Goldene Ehrennadel für besondere Verdienste.
Ab 1984 endete Michael Kranixfelds Engagement im Ebsdorfergrund, da er zum Bürgermeister der Nachbarstadt Allendorf an der Lumda gewählt wurde. Das Amt hatte er über zwei Wahlperioden bis Ende 1995 inne. Zusätzlich war er auch dort in großem Maße ehrenamtlich, auch für „seine“ SPD, aktiv. Die Stadt Allendorf an der Lumda würdigt in ihrem Nachruf, dass er die ihm gestellten Aufgaben mit großer Sachkenntnis und viel persönlichem Engagement wahrgenommen habe und seine soziale Einstellung allen Bürgerinnen und Bürgern in vielfältigster Weise zu Gute kam.
Ab 1996 lebte Michael Kranixfeld mit Ehefrau Gitta und den Söhnen Michael Johannes und Matthias Christian im nordhessischen Felsberg. Dort machte er sich als Architekt und Stadtplaner selbständig und wurde schnell wieder ehrenamtlich für Partei und Kommunalpolitik, sowie in anderen Bereichen aktiv. Bis 2011 war er in Ortsbeirat und Stadtverordnetenversammlung aktiv, dabei in den letzten vier Jahren als SPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtparlament. Die örtliche Zeitung HNA würdigte ihn in einem Nachruf als „Motivator für Felsberg“ und der derzeitige SPD – Fraktionsvorsitzende bezeichnet ihn als den „Helmut Schmidt von Felsberg“. In zwei Jahrzehnten sei er wie kein anderer ein wichtiger Bestandteil der Felsberger Sozialdemokratie gewesen.
Für sein herausragendes Engagement wurde Michael Kranixfeld der Ehrenbrief des Landes Hessen verliehen. 2018 wurde er für 50-jährige SPD-Mitgliedschaft geehrt. Zweimal erhielt er für sein außergewöhnliches Engagement die höchste Auszeichnung der SPD, die Willy-Brand-Medaille.
Michael Kranixfeld fühlte sich dem Ebsdorfergrund, besonders Leidenhofen und Hachborn, zeitlebens stark verbunden und hat diese Verbindung nie abreißen lassen. Dass dies nicht einseitig war zeigte sich dadurch, dass viele „alte Weggefährten“ seinen fachlichen und politischen Rat bis zuletzt einholten und sein soziales und einfühlsames Wesen schätzten.
(Dieser Text wurde von Gitta Hentschker-Kranixfeld zur Verfügung gestellt)